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STEVIA
 

Stevia ist ein natürlicher Süßstoff, auch Steviolglykosid oder Diterpenglykosiden genannt. Es ist dreihundertmal süßer als Zucker und für Diabetiker geeignet. Häufig wird auch die Bezeichnung Steviosid verwendet, das den für die Süßwirkung der Steviablätter bedeutendsten Inhaltsstoff darstellt. Steviaerzeugnisse sind in der EU und der Schweiz derzeit jedoch nicht als Lebensmittel oder Lebensmittelzusatzstoff zugelassen und ihr Inverkehrbringen als solches ist untersagt.

Stevia wird von der indigenen Bevölkerung Paraguays und Brasiliens bei der Zubereitung von Speisen und Getränken und als Heilpflanze verwendet. Die Guaraní-Indianer nennen es ka'a he'ê (Süßkraut).

Die Europäer lernten Stevia im 16. Jahrhundert kennen, als die Konquistadores darüber berichteten, dass die südamerikanischen Eingeborenen die Blätter einer Pflanze benutzten, um Kräutertee zu süßen. Auch heute werden die Blätter in Südamerika häufig verwendet. Ebenso werden die pulverisierten Blätter verwendet, wobei ein Viertel Teelöffel reiche, um eine Tasse zu süßen. Neben extrahiertem Pulver werden auch Tabletten, Kapseln, wässrige oder alkoholische Lösungen verwendet.

Stevia wird zurzeit in vielen Teilen Süd- und Zentralamerikas, Israels, Thailands und der Volksrepublik China zur Süßstoffgewinnung angebaut.

Die Bestandteile, die für die Süße der Stevia verantwortlich sind, wurden erst 1931 wissenschaftlich erforscht. Dabei handelt es sich um acht Glykoside. Eines davon, das Steviosid, wird als dreihundertmal süßer als Saccharose bei einer Saccharose-Konzentration von 0,4 Prozent angesehen, 150 mal süßer bei einer Konzentration von 4 Prozent und hundertmal süßer bei einer 10%igen Saccharosekonzentration.

1984 erbrachte eine von Monsanto in Auftrag gegebene wissenschaftliche Untersuchung erhebliche Zweifel an der gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Stevia. Aufgrund dieser und weiterer Studien in den USA wurden Steviaprodukte und ihre Einfuhr in die USA 1991 von der Food and Drug Administration verboten. Seit 1995 ist dieses Verbot teilweise aufgehoben, sodass Stevia-Produkte als diätische Lebensmittelergänzungen verwendet werden dürfen, nicht aber allgemein als Lebensmittelzusätze.

Beim eigentlichen Süßstoff, dem Steviosid, konnte keine mutagene oder genotoxische Wirkung nachgewiesen werden. Die Blätter selbst sind auch nicht giftig. Die Mutagenität des Abbauprodukts von Steviosid, Steviol, ist umstritten. In einigen Studien wurden fruchtschädigende und mutagene Wirkungen in Hamstern und Ratten beschrieben, außerdem eine Mutagenität in vitro. Dr. Ralf Pude vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften der Universität Bonn hält dagegen, dass die Dosierungen in den Versuchen so hoch waren, dass – auf den Menschen übertragen – ein Erwachsener täglich mehr als die Hälfte seines Körpergewichtes an frischen Stevia-Blättern zu sich nehmen müsste.

Die der WHO vorliegenden Studien bezüglich der Auswirkungen von Steviol in vivo haben noch keine Hinweise auf mutagene Wirkungen am Menschen ergeben. Im Tierversuch an Ratten, Hamstern und Mäusen wurde eine akute und subchronische Toxizität gezeigt, die zwar sehr niedrig war, aber Zweifel an der Anwendungssicherheit weckt. Da sich in weiteren Studien an Ratten deutlich negative Auswirkungen auf den männlichen Genitaltrakt zeigten, sollte auch die Auswirkung auf die menschliche Fertilität genauer überprüft werden. Nach den Verbraucherschutzstandards der EU sind daher weitere Studien zu gesundheitlichen Wirkungen notwendig, bevor das Verkaufsverbot aufgehoben werden kann. In Japan und Brasilien werden Steviaprodukte seit mehr als 25 Jahren in großen Mengen, auch industriell und von multinationalen Konzernen, verkauft und angewendet. Dabei seien keine gesundheitsschädigenden Wirkungen beobachtet worden. Auch die angeblich jahrhundertelange Verwendung in Südamerika sei, so die Steviabefürworter, ein Beweis für die Harmlosigkeit. Da jedoch die Verschlechterung der Zeugungsfähigkeit des Mannes zur Empfängnisverhütung eine traditionelle Verwendung darstellt, muss die unkritische Befürwortung, die von Steviaverkäufern häufig mit Verschwörungstheorien untermauert wird, als fragwürdig gelten.

Heute sind mehrere andere pflanzliche Süßstoffe bekannt, die eine deutlich bessere Süßung und weniger unerwünschte Wirkungen als das Steviosid und dessen Stoffwechselprodukte zeigen. Für einige dieser natürlichen Süßstoffe laufen zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Oktober 2007) Zulassungsstudien.